Zwischen Resignation und Lichtblick

Ich kann es nicht anders sagen, aber gestern hatte ich das erste Mal das Gefühl der Machtlosigkeit.  Als ich um 9 Uhr ins Office komme, ist Rehema bereits da und hört Musik. Eine zweite Kollegin kommt um 10 Uhr, um dann Frühstücken und um kurz vor 11 Uhr zur Bank zu gehen. Um 14:30 Uhr ist sie wieder zurück – hatte einen kleinen Abstecher zu einer Freundin gemacht, packt ihre Sachen und geht nachhause. 

So langsam begreife ich, warum hier nichts voran geht. Es gibt keinen Plan, keine Struktur, jeder macht was er will. Und das ist leider nicht viel.

Seit ich hier bin, versuche ich, alle Projektbeteiligten an einen Tisch zu bekommen. Das ist scheinbar nicht möglich. Wenn sich die 3 alleine ohne mich treffen, werden leider keine Entscheidungen getroffen. Eine Kollegin, die ich regelmäßig sehe, verweist immer auf eine zweite Kollegin, die wiederum auf die Gruppe. Einer alleine kann gemeinsam mit mir somit auch keine Entscheidungen treffen, noch Informationen liefern. Alle 3 setzen große Hoffnung in mich und glauben, dass ich das Ding schon schaukeln werde. Ohne Input geht das aber nicht und das scheinen sie noch nicht begriffen zu haben. Mittlerweile habe ich 3 DIN A 4 Seiten voller Fragen und Dinge die wir klären müssen, sowie Vorschläge, wie wir vorangehen können.

Mabibo 03

Die Struktur für das Data-Sheet steht, jedoch fehlen noch ca. 90% der Daten. Diese sind jeweils zuhause bei einem der Projektmitarbeiter und werden dort auch immer vergessen. Die Daten, die ich hier bereits auf dem Laptop habe, sind auch nicht vollständig. Bei einigen Kindern fehlt das Geschlecht, das Alter, teilweise sogar die Schule. Auch sind Kinder im Alter von 4 oder 5 Jahren in der Liste – zu klein um in die Schule zu gehen.


Mittlerweile weiß ich, dass ich mich nur auf mich selbst verlassen kann und nicht auf die Aussagen meiner Kollegen. Bereits einfache Fragen wie „ War Mwateba gestern da?“ werden zuerst mit  „ja“, dann mit „nein“ beantwortet. Eigentlich eine coole Aussage, denn so kann ich mir die für mich beste Antwort selbst raussuchen…

Nachdem  unser Multifunktionsdrucker ja anscheinend nicht funktioniert, weil wir keine Tinte mehr haben, wollte ich mich dann gestern Morgen noch mal vergewissern. Fazit: Tinte ist da, aber jemand hat die Druckerpatrone falsch eingesetzt und jetzt ist sie so verhakt, dass der Drucker komplett aussetzt und ich selbst mit größter Gewalt nicht an sie rankomme. Wie gerne würde ich jetzt den netten Herrn von Streit anrufen, der unseren Multifunktionsdrucker bei Hansgrohe immer so schön wieder heile gemacht hat. Mal schauen, wo ich jetzt jemanden her bekomme, der mir hierbei helfen kann.


Heute morgen dann ein kleiner Lichtblick, der mich wieder hoffen lässt. Mit roher Gewalt bekomme ich die Druckerpatrone dann doch noch aus dem Drucker – ohne diesen völlig kaputt zu machen. Für 8:30 Uhr war ein Meeting mit Ambukege, 2 der Projektmitarbeiterinnen und mir angesetzt. Wir müssen festlegen, was wir mit dem vorhandenen Budget anschaffen können und was momentan einfach nicht drin ist.  Ambukege hat den Termin leider vergessen. Ich hab die beiden Ladies dann davon überzeugen können, dass auch wir 3 alleine entscheiden können, ob der Kauf von Kangas oder Moskitonetzen sinnvoller ist.

Wenn ich jetzt noch die restlichen Daten diese Woche bekomme – Hoffnung – dann kann ich endlich den Plan aufstellen, wer wen besucht um die Mittel zu verteilen, welche Daten fehlen und bei den Besuchen zu vervollständigen sind. Und  wir können dann planen wann wir was wo einkaufen und wann und wie verteilen.