Women Empowerment oder Neue Männer braucht das Land

Donnerstag und Freitag standen ganz im Zeichen der Frauenarbeit. Und ich habe endlich Melania einmal persönlich kennen gelernt. Eine Frau mit schätzungsweise knapp über 50 und HIV-positiv. Im Gegensatz zu vielen anderen spricht sie darüber und ist stark in der Frauen- und AIDS-Arbeit engagiert. Ein Glücksfall, dass Claudia so eine Arbeitskollegin hat, denn die Frau hat trotz ihrer Krankheit mehr Elan und Power als all meine Arbeitskollegen in Dar zusammen. So sammelt sie zum Beispiel regelmäßig alle HIV-infizierten Kinder ein und geht mit ihnen zusammen ins Krankenhaus, wo sie ihre Medikamente verabreicht bekommnen. Das Ganze nicht etwa per Auto, sondern zuerst die 7km dirt road bis zur Hauptstrasse zu Fuß, um dann dort in ein öffentliches Verkehrsmittel einzusteigen. Und einmal wöchentlich spricht sie in einem Krankenhaus in Tukuyu zu den Menschen, die eben getestet wurden und HIV-positiv sind. Letzte Woche waren es 36 neue HIV-Patienten. Eine Zahl die mich hat schlucken lassen, denn es ist die Ausbeute von nur einer einzigen Woche und es sind nur die, die auch wirklich den Mut hatten sich testen zu lassen und die von nun an medikamentös behandelt werden. Da möchte man über die anderen, die diesen Mut nicht haben, gar nicht erst nachdenken.

Mit ihr, sowie Siegfried, einem Solarexperten von SES, Mzee Magai und Moses waren wir dann zuerst im Culture Centre in Ifisi, dann in Mbeya um verschiedene Einkäufe zu erledigen und um Melania zur Fahrschule anzumelden und in Isionye, um ein paar kunsthandwerkliche Produkte abzuholen, die Siegfried mit nach Deutschland nehmen sollte. 

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Am Freitag waren wir mit Pastorin Shibanda in Nditu, einer kleinen Gemeinde mitten im Busch. Hier hat Claudia eine kurze, aber ziemlich imposante Ansprache zum Thema women empowerment gehalten. Es war schön zu sehen, wie begeistert die Frauen Claudia an den Lippen hingen. Es war zwar nur eine Veranstaltung für Frauen, aber die Lehrer der Sonntagsschule und die Pfarrer ließen es sich nicht nehmen der Ansprache der Mzungu zu lauschen. Ich fand es einfach nur bewundernswert: die Frauen sind teilweise bis zu 20km zu Fuß gelaufen, um an der Veranstaltung teilzunehmen…ohne Gejammer und ohne die Frage nach einer travel allowance, wie ich sie in Dar tagtäglich höre. Es ist unglaublich, dass ich in Dar immer wieder aufs Neue mit meinen Mitarbeitern darüber diskutieren muss, ob wir nun eine sitting allowance an Lehrer, Pfarrer oder an die Guardians zahlen, wenn wir uns mit denen treffen. Die Männer hingegen standen denen in Dar in nichts nach. Einer fragte, ob Claudia ihm nicht Geld geben könnte. Damit wollte er Spezialisten anheuern, die dann Kunsthandwerk zum Verkauf herstellen. Auf die Idee, dass die Spezialisten, nämlich die Frauen, direkt neben ihm sitzen, kam er erst gar nicht. Wieder einer, der mal wieder gar nichts gecheckt hat. Neue Männer braucht das Land sage ich da nur! 

Nach einem kurzen Besuch auf dem Markt in Kiwira – 3 Ananas für nur 1.000 TSH – ging es dann wieder nach Hause. 

Und am Abend war für Siegfried, der knapp 2 Wochen in Rungwe war, eine kleine Abschiedsparty geplant. Viel blabla und eine Riesen-Agenda wie immer. Maiti hat mich dann vor versammelter Mannschaft vorgestellt. Den genauen Wortlaut habe ich leider nicht mehr parat, aber er endete mit der Aussage, dass er sich sehr freut, dass die Mzungu hier ist, denn Mzungu bedeutet auch immer Geld. Da bleibt selbst mir die Spucke weg. 

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Das Wochenende haben Claudia und ich in vollen Zügen genossen: Markt in Tukuyu, eine ausführliche Diskussion mit Mwakamele über das hiesige OVC-Projekt, ein Ausflug zur Brücke Gottes, natürlich ein Kirchenbesuch und Amaruhla auf der Terrasse. Für mich war es in Rungwe wie Urlaub. Das Frühstück stand morgens schon bereit und ich wurde jeden Tag lecker bekocht. Wenn es nicht so ein Elends-Ritt wäre, würde ich durchaus öfter vorbei schauen. 


Heute stand nun die Heimreise auf dem Programm. Der Fahrer hat mich um 5:45 abgeholt, damit ich pünktlich um 6:15 Uhr am Busbahnhof in Kiwira bin…und der Bus kam dann auch tatsächlich um 7:30 Uhr…mit den gleichen Fahrern aber einer neuen Bordbesatzung. Meine Sitznachbarn, ja Sitznachbarn - eine Frau mit 5-jährigem Kind - haben Gott sei dank das Bus fahren gut vertragen. Allerdings war die Rückfahrt für mich noch ein bisschen verschärfter, denn es gab nur 2 Pippi-Stopps. Also habe ich noch weniger getrunken als am Mittwoch. Der kleine Junge neben mir, hatte es da irgendwie einfacher. Viel trinken, wenn man dann muss, Flasche aus dem Mülleimer suchen, Klein-Schnippi auspacken und einfach in die Flasche pieseln. Das hat nach dem ersten Mal, bei dem das Pippi nur so durch die Gegend gespritzt ist, dann auch super geklappt. Übung macht eben den Meister…Kurz nach 20 Uhr sind wir dann endlich in Ubungo angekommen…Enock stand bereits am Bus, mein Abendessen wartete auf mich und wenn ich die letzten Zeilen hier fertig habe, dann bin ich bettreif. 13 ½ Stunden Bus fahren ist einfach anstrengend.