Was ist die Steigerung von einem schlechten Tag? – Ein Mittwoch in Dar! Teil 2

Die Woche fing richtig gut an… Agnes, die neue Projektkoordinatorin stand am Montag zum vereinbarten Zeitpunkt am vereinbarten Platz und wir sind gemeinsam ins Headoffice. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass da nichts vorbereitet war für die neue Kollegin. Vertrag – hamna. Nani, äh Nani, wie heisst die Neue noch mal? So peinlich…nachdem alle lustige Reden geschwungen haben sind wir in unser kleines Büro. Und da habe ich mich eigentlich nur noch geschämt. Das Büro war seit Mittwoch Nachmittag nicht mehr betreten worden. Es war dreckig, staubig, eine volle Mülltüte lag auf dem Boden und es wimmelte von Moskitos. Willkommen am ersten Arbeitstag im neuen Büro! Was bin ich froh, dass sie nicht gleich wieder gegangen ist. Den Tag haben wir damit verbracht das „Projekt-Handbuch“ oder besser Büchle durchzugehen und haben geplant, was wir in meinen verbleibenden 3 Wochen machen. Und…die Moskitonetze wurden wie versprochen geliefert. Im November geordert, im Dezember bezahlt, im April geliefert. Das nenne ich richtig gut. Der Dienstag verlief ähnlich, nur dass Mama Mwaiseje auch da war und sich von ihrer besten Seite gezeigt hat. Statt Guten Morgen sagte sie, wie müde sie sei und hat dann den Tag zwar neben uns gesessen, aber mitbekommen hat sie nicht viel. Vielleicht kann man es auch positiv formulieren, sie hat Agnes und mich in unserer Übergabe nicht stören wollen.

Ja und heute…es ist ja mal wieder Mittwoch haben wir sie zum Preise einholen nach Kariakoo geschickt. Und das war ihr Glück. Wenn sie da gewesen wäre, wäre ich ihr wahrscheinlich an die Gurgel gegangen.

Aber von vorne… ich wiederhole mich schon seit letztem Jahr ständig, dass weder das Geld von den Rotariern, noch das Geld von den Herrnhutern für eine sitting oder travel allowance verwendet werden darf. So kam es also nun, dass wir Mitte März raus an die Schulen gefahren sind, um die Kinder zu besuchen. Bei diesen Mini-Meetings während der Schulzeit sind in der Regel auch der Pfarrer, sowie die Lehrer anwesend. In Ukonga wie auch in Kibaha haben Lehrer wie Pfarrer eine sitting allowance eingefordert, denn sie saßen ja bei unserem Mini-Meeting mit dabei und haben zum Großteil außer Soda getrunken nicht viel gemacht. In beiden Fällen habe ich diskutiert, dass wir ein geringes Budget haben und kein Geld für eine allowance da ist. Weiterhin müssten sich die Lehrer und auch der Pfarrer einmal überlegen, was wichtiger ist, sitting allowance oder Geld für die Kinder. In beiden Fällen haben wir lange diskutiert. Mama Mwaiseje sollte alles auch noch mal in kiswahili übersetzen.

Heute Mittag wollte ich Agnes ein Formular zeigen und stoße per Zufall auf zwei Quittungen…sitting allowance für Lehrer, Pfarrer, unseren Fahrer (den habe ich nun gar nicht in der Schule gesehen) und Mama Mwaiseje. In Summe 130.000Tsh…dafür hätte ich 26 Paar Schuhe, 26 Lehrbücher oder 13 Paar Uniformen kaufen können.

Das ist unfassbar…woher sie das Geld nun nehmen wollen, weiß ich nicht. Auf jeden Fall nicht vom Projektbudget, aber das soll nicht meine Sorge sein. Was ich noch viel schlimmer finde, ist die Tatsache, dass sie weiß, dass Deutschland das nicht akzeptiert, dass ich es den Lehrern und den Pfarrern lange und breit erklärt habe und ich mich umdrehe und sie das Geld hinter meinem Rücken auszahlt. Ich habe mich noch nie so hintergangen gefühlt wie heute…womöglich lautete ihre Übersetzung von „es gibt keine travel allowance“ lass die Deutsche doch reden, wenn sie zur Türe raus ist, bekommt ihr das Geld. Und ich frage mich langsam, was da noch so hinter meinem Rücken gedreht wird. So viel zum Thema Aufrichtigkeit, Respekt, Ehrlichkeit und Nächstenliebe…und das in der Kirche. Ich könnte kotzen.