Shoppen bis der Arzt kommt

Heute war wieder einer dieser Tage, an denen ich mich zusammenreißen musste, um nicht komplett auszuflippen.

Am Morgen bin ich zu St. Mary um meine vorbereiteten emails zu senden. Joyce, die nette Bibliothekarin hat mich freundlich begrüßt, mir was von der Uni in Bayreuth erzählt und hat auch mitbekommen, wie ich mein Laptop ausgepackt habe, das Netzwerk-Kabel vom Rechner in mein Laptop gesteckt habe, nichts ging und ich den Rechner dann noch mal runter- und wieder hochgefahren habe. Erst dann, hat sie mir gesagt, dass es heute kein Internet gibt. Es ist mir echt ein Rätsel, wieso sie das nicht bereits gesagt hat, als ich zur Türe rein kam. 

Danach habe ich mich auf den Weg  ins Office gemacht und unterwegs Enock beim Auto waschen getroffen. Auf die Frage was er hier mache sagte er Auto waschen, weil niemand im Büro sei. Aha…Mwaiseje sagte mir dann am Telefon, dass sie im Headoffice sitze und dort auf ein Auto warte. Alles klar…also haben wir Mwaiseje im Headoffice abgeholt, um dann wieder ins kleine Büro zu fahren, denn dort hatte sie die CD mit den Fotos der Kinder vergessen, die schon seit 2 Wochen hätten entwickelt sein sollen. Tief durchatmen und den aufkommenden Groll einfach wegatmen... Dann ging es also los. Zuerst nach Kariakoo die Fotos entwickeln lassen. Ich habe mich mal im Hintergrund gehalten und geschaut was passiert. Nichts! Mwaiseje hat darauf gewartet, dass ich dem Fotomann erkläre, was zu tun ist. Danach weiter zum Klamotten kaufen. Ich habe schon den Einkaufszettel geschrieben, weil ich mir größeres Chaos ersparen wollte. Den Rest wollte ich aber ihr überlassen. Aber das war ein echtes Problem. Was wollen wir eigentlich kaufen, in welcher Größe und vor allem bei welchem Großhändler? Als ob ich Großhändler in Kariakoo kenne (nur zur Info, beim letzten Einkauf war sie mit Mwaipopo unterwegs und nicht mit mir). Bei jedem Händler habe ich ihr wieder erklärt, dass ich nicht einkaufe, dass sie auch nicht für mich einkauft, sondern sie für das Projekt einkauft, für das sie Social Worker ist und nicht ich. Ich weiß nicht, vielleicht versteht sie meinen Kiswahili-Englisch Mix nicht, oder sie will es einfach nicht verstehen. 

94 Paar Socken, 47 Hemden, 188 Unterhosen, 100 Stifte, Hefte hatten wir noch, 16 Kitenge. Beim Schuhhändler ist es mir dann echt zu viel geworden. Und ich habe mich erst Mal raus an die Strasse gesetzt. Wir waren über 2 Stunden in einem Schuhgeschäft um 47 Paar Schuhe zu kaufen!

@ alle Frauen dieser Welt: Beruhigt euch, es waren nur schwarze Schuluniform-Schuhe. 

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Beim Kauf von Unterhemden war es nicht weniger witzig. Die Qualität der Unterhemden in XXL-Größe war besser und somit hat Mwaiseje dann überlegt, dass wir doch besser die qualitativ hochwertigeren Unterhemden nehmen. Das Kind kann ja die nächsten 10 Jahre noch Reinwachsen, und bis dahin das Unterhemd als Nachthemd nutzen. 

Irgendwie bin ich gerade kurz davor einen Lager-Koller zu bekommen. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich bis jetzt, halb sechs nur ein laffes, ungetoastetes Weizenmehlbrötchen gegessen habe und auf 2 Stücken Zuckerrohr rumgeknabbert habe. Das war heute übrigens der krönende Abschluss unserer Shopping-Orgie: In der Regel schmeißt man hier seinen Müll einfach auf den Boden und wenn man im Auto sitzt vorzugsweise aus dem Fenster. Das ausgelutschte Zuckerrohr wollte Mwaiseje heute aber nicht aus dem Fenster werfen (ich glaube das liegt daran, weil Zuckerrohr sich im Gegensatz zu Plastikflaschen und Dosen abbaut) und hat es kurzerhand auf den Sitz in Ambukeges Auto gespuckt. Wenn man hier nicht wahnsinnig wird, dann wird man es nirgendwo. Und trotzdem hat mich der Tanzania-Virus gepackt. Und trotzdem haben wir heute unser Ziel – alle Klamotten einzukaufen erreicht. Ziel erreicht – Frau fertig mit der Welt