Kili la heri – Der Berg ruft

Nach zwei Tagen Zwangspause in Moshi – Fieber, Husten und Schnupfen waren bei knapp 40 Grad in Dar leider nicht wirklich bis zum Urlaub zu kurieren - sollte es nun endlich losgehen.

Wer von uns beiden im Laufe der letzten Monate auf die Idee gekommen ist, das Dach Afrikas zu besteigen, lässt sich heute nicht mehr so richtig nachvollziehen. Die Tour final gebucht habe letztendlich ich, somit kann ich die Strapazen der letzten Tage leider nicht nur Olli anhängen.

Auf dem Papier las sich das Ganze aber auch verdammt machbar:

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Und so haben wir irgendwann beschlossen, dass wir das schaffen! 

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Der erste Tag fing dann auch gemütlich an. Von meinem selbsternannten Lazarett Springlands Hotel wurden wir von Colman unserem Guide und einem Fahrer abgeholt. Schnell nochmal alles Gepäck gewogen, denn die Träger dürfen nicht mehr als 15kg Tourigepäck tragen (sie haben schließlich auch noch Kochuntensilien, Lebensmittel, Wasser und eigene Klamotten) und unser Daypack sollte natürlich auch nicht zu schwer sein. Dann wurden wir zum 45 Minuten entfernten Marangu Gate gefahren. Zu unserer kleinen Reisegruppe (Olli, der Guide und ich) gesellte sich dann noch Sally aus Southport. Die weitere Mannschaft bestand aus Franck - dem Koch, dem Assistant Guide Oswald und weiteren 6 Trägern. Den Trupp haben wir bis auf den letzten Tag, an dem Tipping Day war, aber nur sehr selten zu Gesicht bekommen. 

Pole pole – so das Motto der nächsten Tage – war zu anfangs doch ein bisschen gewöhnungsbedürftig, denn die kleinen und langsamen Schritte von Colman musste man erst mal üben. 

@ Irene: du hättest deine wahre Freude an uns gehabt... wie Schneckchen kamen wir daher…

Auf dem Weg haben wir dann noch die Bekanntschaft von Emit - einem Australier der einen 5-Tages Aufstieg machte und einem Schweden gemacht, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Mehr zu ihm aber später.

Die Strecke stieg gemächlich durch den Regenwald an. Vögel, wilder Kaffee und Colobus Affen waren zu bestaunen und nach einer kurzen Lunchpause und guten 5 Stunden Fußmarsch war dann endlich Mandara Hut in Sicht. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass mich die 5 Stunden schon völlig geschafft haben, oder? 

Nach kurzer Verschnaufpause ging es weiter an den Maundi Crater, der ein paar Meter höher lag als unser Camp und nach einem leckeren Abendessen waren wir um kurz vor 8 Uhr im Bett. In einer doch recht komfortablen solarpowered 4-Bett-Hütte, die wir uns mit Emit und Sally teilten.

Tag 2 begann um 6:30 Uhr mit einer Tasse Tee am Bett. Eine halbe Stunde später gab es eine Schüssel Waschwasser und dann auch schon Frühstück. Tee, Kaffee, Eier, Marmelade, Obst und uji – eine Schleimsuppe, die ich gar nicht so gerne essen mag (nach 6 Tagen Kili nun aber liebe!!!). Aber uji gibt Energie für den Tag und das nicht-gegessene uji ist mit Sicherheit auch der Grund gewesen für meinen Einbruch. Der Vormittag ging noch recht gut, aber gegen 11 Uhr wusste ich nicht, ob mir nun schlecht vor Höhe oder vor Hunger war. Der mitgebrachte Eiweißriegel bildete jedenfalls nur einen Klumpen in meinem Magen. Beim Mittagessen 2 Stunden später hätte ich am liebsten aufgegeben, so schwach und ausgepowert war ich. Aber das heutige Etappenziel war ja noch lange nicht erreicht… Colman war dann so freundlich und hat mir den Rest des Höllentrips zu Feinkost Zipp, ähm zum Etappenziel mein Daypack abgenommen und irgendwie habe ich es dann doch noch geschafft: Nach 12 km, 1.000 Höhenmetern und 8 Stunden waren wir am Horombo Hut in 3.780m Höhe…und hier war die Luft schon ganz schön dünn.

Eine schnelle Bewegung und ich war am Keuchen…und mit schnell meine ich nicht etwa dass ich irgendwohin gerannt wäre. 

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Das Abendessen gab es in einer separaten Hütte. Irgendwie ist die Atmosphäre insbesondere hier im Horombo Hut richtig aufgeladen, denn hier treffen sich Aufsteiger, Akklimatisateure und Absteiger. Man tauscht wichtige Infos bzgl. Diamox, Speihäufigkeit und Kopfschmerzen aus und man spricht sich gegenseitig Mut zu.

Ach ja, und hier kommt auch wieder unser Schwede vom ersten Tag ins Spiel. Dem ging es nämlich gar nicht gut. War er am ersten Tag noch voller Elan und Aufstiegsdrang beim Lunch gesehen worden, so hatte er nun ein wenig übertrieben. Er war so schnell unterwegs, dass er die 12 km in knapp 4 Stunden lief und auf der Horombo Hütte angekommen fast kollabierte. 12 km gerade aus ist eben doch was anderes als 12 km über 1.000 Höhenmeter verteilt. Bliebt nur zu hoffen, dass er lernfähig ist.

Tag 3 diente der Akklimatisierung. Früh aufstehen und bis zum Mittagessen einen kleinen Spaziergang von gut 4 km zum Zebra Rock und dann noch einmal weiter auf 4.100 m…Höhenluft schuppern, über den Wolken laufen und den Kili in weiter Ferne bestaunen. Da wollen wir echt hin? Ja, aber zuerst gabs Mittagessen, dann Bettruhe, 2 Stunden später Abendessen und…wieder Bettruhe. Wann habe ich eigentlich das letzte Mal so viel geschlafen. Obwohl, geschlafen habe ich nicht immer. Man ist da oben zwar müde, aber das laute und irgendwie beängstigende Pochen des eigenen Herzens und die ständige Pipi-Rennerei vom vielen Trinken raubt einem dann doch Schlaf. 

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Am 4. Tag ging es nun endlich zum Basis-Lager: dem Kibo Hut auf 4.703 m Höhe. Wie weit sind 14 km durch eine karge Wüstenlandschaft? Sehr weit! Und wie lange? Auf jeden Fall zu lange! Auf meine Frage wie lange wir noch unterwegs sein würden, kamen immer absurdere Stundenangaben. Noch 5 Stunden! Was? Noch 4 Stunden – wie geht das denn, wir sind doch seit dem letzten Fragen schon eine Ewigkeit unterwegs gewesen…Ein Ende war jedenfalls nicht in Sicht…

Einzige Abwechslung waren die uns entgegenkommenden Hiker, die wir von den anderen Hütten bereits kannten und die in der Nacht zum Gipfel aufgestiegen sind… oder aber auch nicht. Emit hats geschafft, von den 4 Norwegern sind 3 hochgekommen, aber wir sollten uns auf massive Übelkeit einstellen – trotz der Einnahme von Diamox. Womit mal wieder bewiesen wäre, dass Diamox nicht unbedingt was bringt und schlimmstenfalls einfach nur Symptome der Höhenkrankheit verwischt. Die 2 Tanzanierinnen haben es nicht geschafft, der Israeli ist bei 5.000m umgekehrt. Macht eine Bilanz von 4 :4. 

Naja, morgen um diese Zeit können wir die Statistik mit uns 4 vervollständigen.

Nach 7 ½ Stunden Fußmarsch, nachlassender Motivation, Kopfschmerzen und ersten kleinen Verbrennungen im Gesicht haben wir es dann aber doch noch geschafft. Und sind mal wieder völlig erschöpft in den Schlafsack gefallen.