Das schöne an Tanzania ist, dass man am Morgen nie so genau weiß, was der Tag bringt. Eigentlich hatte ich für heute keine Pläne, außer um 17 Uhr mit Mwateba zu Mwaisejes Silberhochzeit zu fahren. Kurz entschlossen bin ich dann mit Michael, der für 2 Jahre in Tanzania sein wird, nach Kigamboni gefahren um ein Haus zu besichtigen. Gama, der Chef von Michael, den ich letztes Jahr per Zufall kennen gelernt hatte, hat uns direkt am Fähranleger abgeholt und uns erst einmal mit nachhause genommen. Wow…ein tolles Haus, ein schöner Garten, eine nette Frau und 2 süße Kinder, deren englisch nahezu perfekt ist. Nach einem überzuckerten Mango-Saft – hier muss überall Zucker rein, auch wenn es nicht nötig ist – ging es zur angekündigten Hausbesichtigung. Und noch mal wow. Ein netter Luftzug, nur Vogelgezwitscher, Passionsfrucht- und Mangobäume und ein schönes möbliertes Haus. Es war schon beschlossene Sache, dass Michael zwei Hängematten braucht, denn ich würde am Wochenende immer mal wieder vorbei schauen, bis Gama dann den Preis vom Vermieter genannt bekommen hat…1.000 USD pro Monat – somit wird es keine Hängematten geben. Leicht enttäuscht sind wir dann allesamt an den Strand – Kijiji Beach – ganz neu eröffnet von einem Deutschen und fast noch schöner als Kipepeo. Nachdem wir das Mittagessen bestellt hatten, ging es typisch tanzanisch unkoordiniert weiter. Gamas Frau ist eingefallen, dass wir während der Koch kocht, noch zwei weitere Häuser anschauen können. Gesagt getan, wie haben also den Strand wieder verlassen, dem Kellner versichert, dass wir wieder zurück kommen und haben uns zwei weitere Prachtexemplare angeschaut: zahlbar, aber noch nicht fertig und sowieso in einer verlassenen Gegend und somit unsicher für einen Mzungu und zahlbar mit Frischmilchversorgung, aber so weit ab vom Schuss, dass noch nicht mal ein dala-dala zu Fuß zu erreichen ist.
Mittlerweile war es dann schon halb vier und ich musste – ohne Essen versteht sich - wieder zurück, um pünktlich um 17 Uhr silberhochzeitsfein eine Stunde auf Mwateba zu warten. SMS um kurz vor 18 Uhr: I am on my way. Keep cool! Was soll ich sagen, verpasst haben wir in Chamazi eh noch nichts. Nachdem wir uns völlig verfahren hatten und eine Stunde nach dem eigentlichen Beginn der Feier angekommen sind, hatte diese noch nicht mal annähernd begonnen. Die Feier war ursprünglich für drinnen geplant, dann aber kurzerhand nach draussen verlegt worden und sie stand einer normalen Hochzeit in nichts nach. Sogar der Bischoff war da.
Ansonsten haben die Mwaisejes auch betont teilnahmslos geschaut, der MC hat wirres Zeugs gelabert, die Musik war zu laut, die Guest of Honour mussten in die Kamera winken (ich werde berühmt!), wurden mit einem Stück Kuchen gefüttert und alle haben natürlich in einer endlosen Geschenke-Übergabe-Zeremonie teilgenommen. Nur ich nicht, da ich meine Contribution ganz deutsch schon am Anfang bei den Mwaisejes abgeliefert habe. Dafür wurde ich dann vom MC nochmals extra hervorgehoben – genau das wollte ich vermeiden – und allen Beteiligten wurde lange und breit erklärt, dass in meinem Kuvert 50 USD waren. Irgendein Beteiligter – ich, Mwaisejes oder der MC – hat den Wechselkurs wohl nicht so ganz im Fokus und kann TSH nicht von USD unterscheiden.
Neuer Tag – neuer Freund. Das Highlight des Abends war mein kleiner neuer Freund Bryan. Bryan fand es auf meinem Schoss so gemütlich, dass er erst nur auf mir rumhüpfte, dann eingeschlafen ist – wie im übrigen auch Mwateba, die neben mir schnarchte - und zu guter letzt vergessen hat, dass er Bescheid geben muss, wenn er Pipi muss. Jedenfalls war nicht nur seine Hose nass, sondern ich mit. Fazit: Je planloser der Tag desto besser. Und alles in allem ein schönes, wenn auch irres Wochenende. Aber wir sind ja in Tanzania.