Auch wenn das Arbeitsvisum noch immer nicht da ist, ist heute quasi mein erster offizieller Arbeitstag. Um halb 9 Uhr holt mich Erica Ludela mit dem Taxi ab. Erica habe ich bereits gestern im Büro von Ambukege kennen gelernt. Sie ist für die Finanzen im Womens Department zuständig, für das ich zukünftig auch 2 Tage die Woche arbeiten werde. Gemeinsam mit ein paar anderen Frauen wollen wir im Büro von Ambukege heute den Status eines Projektes, sowie das Budget für 2008 besprechen. Als wir im Büro ankommen, ist außer der kleinen süßen Maus noch niemand da und so beschäftige ich mich mit ihr.
Knappe 2 Stunden später sind wir dann komplett: Mama Mwakimi, die zukünftig für mich übersetzen wird, Bupe Iloge, Mwaipopo, Erica, ein externer Finanzberater und ich. In Ifakara soll eine Mädchen-Schule der Moravian Church gebaut werden. Der Plan steht, nur die Finanzierung noch nicht. Der externe Berater gibt den Frauen Tipps, wie die Finanzierung und die Beibringung von Sicherheiten gewährleistet werden kann. Danach besprechen wir noch, was ich zukünftig auch lehren kann: man wünscht sich, dass ich darüber spreche, wie man sein eigenes Geschäft aufbaut. Nach einem leckeren Mittagessen – ich habe hier noch nichts gegessen, was mir nicht geschmeckt hätte (@ Olli: ich werde mit 15 Kilo mehr nachhause kommen) - hat mich Erica zu sich nachhause eingeladen. Ich soll ihren Mann und ihre 8-jährige Tochter kennen lernen. Mit Tomahini habe ich übrigens schon gestern Nacht telefoniert. Ich lag schon im Bett, als um 22 Uhr mein Handy klingelte und das Mädchen unbedingt mit mir telefonieren wollte. Bei meinen Swahili-Kenntnissen war es aber dann doch nur ein kurzes Telefonat…
Bei Erica wurde ich von allen Herzlich Willkommen geheißen. Neben ihrem Ehemann Faustin und ihrer Tochter Tomahini wohnen noch ihre beiden Nichten mit Kind dort. Ausserdem scheint es, als ob es sich schnell herumgesprochen hätte, dass ich da bin. Ein Nachbar hat dem anderen die Klinke in die Hand gedrückt und die Mzungu wurde ganz neugierig begutachtet. Währenddessen habe ich mir 2 Stunden ihr Hochzeitsvideo angeschaut und habe auch ihr erklären müssen, warum ich noch nicht verheiratet bin und wann ich nun endlich heirate. Mit meiner Standardantwort: „Nächstes Jahr“ gibt sich dann aber jeder irgendwann zufrieden ☺
Bei Erica habe ich mal wieder gesehen, wie gut es mir geht und dass selbst mein kleines Zimmerchen bei den Mahenge Schwestern mit kalter Dusche Luxus pur ist. Ericas Wohnung ist dunkel, vergleichbar mit dem Keller meiner Eltern, Lehmboden statt Fliessen, ein Plumpsklo außerhalb der Wohnung, dafür haben die Hühner Zugang zur Wohnung. Für mich aber immer noch das schlimmste: Ericas Familie hat keinen Zugang zu fließend Wasser im Haus und dabei gehören sie bei weitem nicht zur sozial schwachen Schicht. Wir verwöhnten Deutschen schätzen einfach viel zu wenig, was wir haben und als absolut gegeben ansehen. Auch wenn der Nachmittag wunderschön war, bin ich zugegebenermaßen heute Abend froh, wieder im Guest House zu sein.