Hochzeit auf tanzanische Art oder ich weiß jetzt, wie ich nicht heiraten will.

In Deutschland hatte mir Dorothea Weller von den Herrenhutern schon gesagt, dass ich am besten auch ein Kleid nach Tanzania mitnehmen soll. Und dieses Kleid sollte nun auch zum Einsatz kommen, denn vor 4 Wochen bin ich tatsächlich von Mwakatumbula, unserem Assistenten der Buchhaltung zu seiner Hochzeit eingeladen worden.

So wirklich behilflich waren mir meine Kollegen was die Hochzeit anbelangt nicht. Die Einladungskarte, also dafür habe ich sie ja zunächst gehalten, war nur die Aufforderung Geld für die Hochzeit zu spenden. Wer bis zum 16. September seinen Beitrag bezahlt hatte, der sollte dann erst richtig eingeladen werden. Gut zu wissen…Aber wie viel spendet man denn da eigentlich? Und vor allen Dingen was? Auf der Spendenkarte waren nämlich Dollarscheine und ein Rind abgedruckt. Dass ich besser Geld geben sollte, war schnell klar. Eigentlich schade, denn es hätte bestimmt lustig ausgesehen, wie ich mit einem Rind unter dem Arm in die Kirche eingelaufen wäre. Wie viel ich geben sollte, damit wollte aber keiner so richtig rausrücken…

Ich war also mächtig aufgeregt, denn fast jede Nacht findet hier im Msimbazi Center eine Send-off-Party oder eine Hochzeit statt. Und es scheint dort immer lustig zuzugehen.

Geld hatte ich gespendet, die richtige Einladungskarte ließ dann allerdings auf sich warten. Das hätte mir schon Zeichen genug sein müssen…Am Freitag Nachmittag, also 1 Tag vor der Hochzeitsfeier habe ich dann noch einmal bei Ambukege nachgefragt, ob die Hochzeit auch tatsächlich stattfinden würde. In der Spendenaufforderung stand nämlich noch nicht mal der Ort und die Uhrzeit. Doch, die Hochzeit würde stattfinden. In Mabibo und er würde mich um 14:30 Uhr abholen, damit wir pünktlich um 15 Uhr da sind, so Ambukege. Letztendlich habe ich später herausgefunden, dass die Einladungskarte dann auch noch am Freitagnachmittag verteilt wurde. Nur mich hat sie da nicht mehr erreicht. 

Ambukege hat mich superpünktlich abgeholt. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Er würde die Trauung vollziehen, sei aber sehr müde und würde auch nicht lange bleiben. Das war ja einmal eine Ansage. In Mabibo angekommen saßen wir dann bis halb 5 im Schatten eines großen Baumes. Zum einen waren um 15 Uhr ungefähr 5 Gäste da (Ambukege und mich eingerechnet) und auch das Brautpaar ließ auch auf sich warten. Kein Wunder, wahrscheinlich haben die auch erst gestern Abend ihre Einladungskarte bekommen ☺

Die Zeremonie war recht kurzweilig und mittlerweile waren auch ca. ¼ der aufgestellten Stühle gefüllt. Zwischendurch habe ich mich allerdings mehrere Male gefragt, ob ich nun auf einer Hochzeit oder einer Beerdigung bin. Das Brautpaar hat absolut keine Miene verzogen, von Freude war nichts zu spüren. 

Nach der kirchlichen Trauung wurden dann die letzten Vorbereitungen für die eigentliche Feier getroffen, denn aufgrund von Geldmangel blieb man in der Kirche. Tja, und was macht man am Tag seiner Hochzeit um die Zeit zu überbrücken? Man setzt sich zum Pfarrer ins Haus und schaut Fernsehen, sitzt möglichst weit weg voneinander, redet nicht und schaut als ob man sich die Sache nochmal überlegen sollte.

Das Irre war, dass im Fernsehen (vielleicht war es auch ein Video) ein Film lief, der die Hochzeitsfeier und anschliessende Party von Wazungus zeigte! 

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Um 18 Uhr hat sch dann Ambukege verabschiedet und auch Mwaiseje hat angekündigt, dass wir nun gehen würden. Dabei hatte die Feier ja noch gar nicht begonnen?!? Ich konnte ihn schließlich dazu bewegen, dass wir zumindest bleiben, bis das Brautpaar wieder in die Kirche kommt. 

Als Mwaiseje dann zum zweiten Mal zum Gehen aufgerufen hat, musste ich dann wohl oder übel mit. Mittlerweile war auch keiner mehr da, den ich kannte – außer dem Brautpaar natürlich – und so blieb mir nichts anderes über, als noch vor der Geschenkübergabe und dem Essen zu gehen. 

Nach einer Nacht drüber schlafen, bin ich immer noch ein wenig verwirrt, was da gestern ablief. Zum einen frage ich mich, ob alle tanzanischen Hochzeiten so ablaufen oder ob es einfach an der Organisation lag und so wenig Leute da waren, weil die Einladung erst am Freitagnachmittag kam. Und zum anderen bin ich irgendwie wütend, weil die frühe Abreise von uns aber auch einiger anderer Gäste in meinen Augen einfach unhöflich war. Jedenfalls habe ich nun gesehen, wie ich nicht heiraten möchte.

Heute morgen waren Claudia und ich dann zur Feier des Chores eingeladen und heute Mittag werden Ekke und ich ein bisschen am Kipepeo-Strand chillen, bevor es dann mal wieder in unsere neue Stamm-Kneipe, dem Kitimoto-Corner geht.